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Ein Erlebnisbericht von Kerstin Göbel
Wegen eines unerwarteten Arbeitseinsatzes in der Firma kam ich erst etwa gegen 19.45 Uhr im Kasseler Hof an. Klaus Listmann und einige andere standen mit ihren Zigaretten vor der Tür des Gasthofes (echt super, dass die Raucher der Gruppe ein Einsehen mit den Nichtrauchern haben) und so wurde ich schon draußen begrüßt.
Der Großteil der Gruppe befand sich beim Abendessen und die Vorbereitungen für EB waren schon so gut wie abgeschlossen. Ich nahm mir ein FGK-Einsatzplan-Päckchen mit EB-Cap und den schriftlichen Unterlagen und setzte mich mit zur Gruppe. Eckard Weber und Frank Peters machten sich danach gleich auf den Weg, um den Isis-Beamer an geheimer Stelle einzugraben. Die anderen redeten noch über dieses und jenes, standen diskutierend vor den Landkarten oder eilten noch einmal zur Toilette. Die Nacht ist lang und eine Wasserspülung gab es erst wieder am nächsten Morgen - wenn man mal von dem zähen Regen absah, der unerbittlich weitertröpfelte. Wer klug war, hatte sich warm und halbwegs regenfest angezogen, ohne Rücksicht auf modische Aspekte.
Schließlich wurde es Zeit zum Aufbruch. Wolfgang Schöppe verleibte mich seiner Gruppe ein, die sich am Odenberg auf die Lauer legen wollte. Mit dabei waren außerdem noch Angelika, Claudia, Christina und ihr Hund Luzie. Wolfgang konnte sich also als Hahn im Korb fühlen. Mit drei Autos fuhren wir zum Odenberg. Wir parkten auf einem Feldweg mit Blick auf den Berg. Inzwischen war es fast dunkel, der Regen ließ manchmal etwas nach, nur um bald darauf wieder heftiger zu werden und der Wind trieb das gleiche Spiel mit uns.
Mein Auto schloss ich diesmal sorgsam ab. Es war zwar nicht anzunehmen, daß das „Wesen” vom Vorjahr wieder an den Spiegeln herumwurschteln würde, aber ich fühlte mich damit etwas sicherer. Zur Erinnerung: Bei der EB-Nacht 2002 hatten wir Besuch aus „der anderen Welt”. An meinem Auto waren sämtliche Spiegel grotesk verdrehte. Gegen diese Art Besucher helfen freilich auch Schloß und Riegel nicht, aber der Mensch wiegt sich eben gern in Sicherheit, auch wenn er weiß, daß die trügerisch ist. Wolfgang zeigte uns die Stellen am Odenberg, wo manchmal Lichtkugeln gesichtet wurden und erzählte von den Beobachtungen. Wegen des ungemütlichen Wetters konnte er seine Kameras nicht gleich aufbauen und wir setzen uns erst einmal in sein Auto.
Direkt vor uns lag der Odenberg. Wir schauten in westliche Richtung. Nördlich
von uns befand sich das Dorf Besse, dahinter die Lichter von Fernsehturm auf
dem Essigberg - im Nordosten die Ortschaft Holzhausen mit ihren vielen Lichtern
- im Osten kreisten die roten Warnblinklichter einiger Windkraftanlagen - im
Süden sahen wir die Autobahn. Die lange Scheinwerferkette der Autos riss
erst gegen Mitternacht etwas ab. Im Süden befand sich der Scharfenstein.
Wolfgang zeigte die Richtungen an und erklärte uns auch, wo schon einmal
Kornkreise entstanden waren.
Christina und Claudia unternahmen einen Spaziergang mit ihrem Hund. Inzwischen
war es so dunkel, dass wir die drei schon nach einigen Metern nicht mehr sehen
konnten. Nur hin und wieder verriet uns das Blitzlicht von Christinas Fotoapparat,
wo sie sich befanden. Im Auto war es recht gemütlich geworden. Die Schauer
prasselten auf das Dach und der Wind schaukelte das Fahrzeug leicht.
Nicht weit von uns in südlicher Richtung lag ein kleines Rapsfeld. Christina,
Claudia und der Hund unternahmen einen Spaziergang in die Richtung und schossen
ein Foto. Wir konnten den Kamerablitz sehen. Später erzählte Christina,
dass sie versucht hatte, einen Rapsstengel zu biegen, dieser aber bei 45 Grad
abgebrochen war. Ein Anruf bei Klaus ergab, dass sich auch bei den anderen Projektteilnehmern
noch nichts ergeben hatte.
Gegen Mitternacht riss die Wolkendecke zeitweilig auf. Es wehte ein ungemütlicher,
kalter Wind. Einzelne Sterne wurden sichtbar, bevor wiederum neue Wolken den
Himmel einhüllten. Kleine schwache Lichtblitze erschienen ab und zu über
dem Rapsfeld, etwas schwächer als zuvor Christinas Blitz der Kamera. Diese
Erscheinungen sahen wir an verschiedenen Stellen über dem Feld, aber nur
eben immer über dem Feld vor uns, nicht über den Feldern daneben.
Solche kleinen Blitze sehe ich von klein auf, wenn ich mich bei Dunkelheit oder Dämmerung im Freien aufhalte (im Winter allerdings nicht). Ich habe keine Ahnung, was dieses Aufleuchten bedeutet. Es ist relativ klein, schwach und bläulich und erscheint meist knapp über dem Boden oder über Pflanzen. Ich habe mich nie ängstlich oder bedroht gefühlt dadurch. Im Gegenteil, ich habe ehe das Gefühl, daß diese kleinen Blitze ein recht haben, da zu sein, wahrscheinlich sogar mehr als ich, und trotzdem fühlt es sich freundlich, ja tröstlich an, wenn sie da sind. Wenn das Wetter es zuläßt, halte ich mich abends gern noch draußen auf, und dann blitzt es immer wieder mal hier und dort auf, ohne daß etwas zu hören wäre. Da es weit und breit kein Moor gibt, scheiden Irrlichter aus Gasen als Ursache aus, auch technische Geräte wie etwa ein elektrischer Weidezaun kann es nicht sein. Der Elektrozaun meines Nachbarn war vor kurzem kaputt und hat nachts auch geblitzt, aber das sah ganz anders aus, heller, aggressiver, im Sekundentakt und immer an der selben Stelle. Die kleinen natürlichen Blitze dagegen tauchen mal hier und mal da auf und auch in unregelmäßigen Abständen. Und mitten auf einem Feld oder einer Wiese stehen ja auch keine Geräte herum. Tiere reagieren ganz gelassen auf die „natürlichen“ Blitze, zeigen keine Angst. Junge Tiere, etwa Kälber, starren fasziniert einen Moment auf die Stelle und grasen dann gemütlich weiter, während ihre Mütter sich gar nicht um die Lichter kümmern.
Auch bei mir im Haus hat mal eine Besucherin ein Aufblitzen neben dem Sofa gesehen, nur einen halben Meter von mir entfernt. Ich sah in die andere Richtung, hatte es deshalb nicht wahrgenommen.
Zurück zum Odenberg:
Um halb eins bimmelte das Handy: Klaus meldete die Sichtung einer orangefarbenen Kugel. Ganz kurz sah ich in einer Einkerbung einer Hügelkuppe am nördlichen Horizont ein orangefarbenes Licht aufleuchten, dann war es wieder hinter der Kuppe verschwunden. Die anderen hatten es nicht gesehen, und schon zweifelte ich, dass ich es wirklich wahrgenommen hatte. Etwa 10 Minuten später befanden wir uns wieder bei Christinas Auto. Dort hatten alle ihre Blicke auf den Odenberg gerichtet. Ich stand ihnen gegenüber und sah am Himmel über Holzhausen hinweg für einen Moment ein orangefarbenes Licht, dass irgendwie zu zerplatzen schien und so plötzlich wie es gekommen auch wieder verschwunden war, bevor die anderen sich danach umdrehen konnten. In diesem Moment war noch nicht zu erahnen, dass es sich um einen schlechten Scherz von Mirko Moijsilovic handelte, der sich dem Projekt EB 2003 mit angeschlossen hatte.
Nach dieser Aktion wurde es wieder ruhig. Allmählich begannen die Augen zu schmerzen und die Müdigkeit setzte mir zu. Da der Regen in der Zwischenzeit ein Einsehen mit uns hatte, packten Wolfgang und Christina ihre Kameras mit Zubehör aus. Die Fotos sollten später windzerzauste, frierende Kornkreisforscher zeigen.
Am Odenberg tauchten jetzt ein paar Mal kleine hellere Flecken gleich über dem Horizont auf, die kaum mit dem bloßen Auge auszumachen waren. Wolfgang, der hier sehr oft die Gegend observiert und die hiesigen Lichterscheinungen kennt, war sehr aufgeregt: „Da lädt sich etwas auf, gleich gibt es eine Kugel!” Doch daraus wurde leider nichts.
Der Wind blies heftig und die Lichtflecken wurden vom Winde verweht, bevor sie eine festere Gestalt annehmen konnten.
Wir
schossen noch ein paar Fotos von unserer Projektgruppe. Auf einem Bild, dem
ersten einer Serie, die Christina fotografiert hatte, war eine dicke weiße
Kugel gleich neben Wolfgangs Arm abgebildet. Die blieb jedoch verschwunden,
denn auf den anderen Bildern war sie nicht mehr zu sehen. Das Blitzlicht brannte
mir noch in den Augen - allmählich sah ich überall kleine, herumschwirrende
Lichter (Ich habe eine Augenkrankheit, die schlimmer wird, wenn ich über
längere Zeit anstrengt gucke). Das war für mich das Zeichen, dass
ich jetzt besser heimfahren sollte. Da warteten meine Katzen und mein Bett schon
auf mich, schließlich ging es schon auf 3 Uhr zu und ich war schon seit
8 Uhr morgens auf den Beinen. Dank des Internets gab es ja in den nächsten
Tagen die Möglichkeit Kontakt mit den anderen aufnehmen um auch zu erfahren,
wie es ihnen ergangen war. Mein Auto blieb dieses Mal übrigens unversehrt.