THE DAILY TALE

Das 1999er Kornkreisdebunking der englischen Presse

von Andreas Müller - 'I.C.C.A. - The International Crop Circle Archive'

Prolog

Mittlerweile sind es nun 8 Jahre her, seit die britische Tageszeitung 'Today'* die Story um Doug&Dave in Umlauf brachte und somit zweifelsohne eine der größten und bisher nicht beigelegten Kontroversen innerhalb der Kornkreiswelt heraufbeschwor. Und obwohl bereits die Jahre zuvor keinen Zweifel daran ließen, daß mit der breiten Veröffentlichung der Thematik auch Scherzbolde und Fälscher auf den Plan gerufen wurden - erinnert sei nur an den Schriftzug 'WEAREI/IOTALONE' bei Cheesefoot Head, Hants. 1986** - so zeigte doch erst eine großangelegte Medienkampagne eine solche Wirkungskraft auf die breite Öffentlichkeit.

Doch nun, da wir es alle wissen und sämtliche 3.500 Kornkreise in über 45 Ländern und aus über 5 Jahrhunderten als das Werk von Fälschern enttarnt sind, warum brauchen wir dann alljährlich eine neue Mediendemonstration des Sachverhaltes. Fast hat es den Anschein, die Medien seien sich Ihrer alljährlich verbreiteten allgemeinen Pauschalargumentationen selbst nicht sicher und aus diesem Grunde muß es alljährlich wohl zumindestens eine Erneuerung geben, welche die Medienkonsumenten an die Schreibtischargumentation des vorangegangene Jahres erinnern.

So geschehen auch in diesem Jahr, 1999. Wieder einmal war es die 'Daily Mail' (DM), die sich daran machte anhand einer in ihrem Auftrag angelegten Formation das gesamte Kornkresgebäude zum Einsturz zu bringen. So titelte sie am 7. August 1999*** 'Die Nacht in der die UFOs nicht landeten' Hauptargumentationsobjekt des Artikels ist jene Formation, welche ich selbst bereits um 05.30 Uhr am Morgen des 29. Juli 1999 bei Avebury entdeckt habe und welche als 'The Impossible Triangle - Das Unmögliche Dreieck' bzw. als 'Avebury-Triangle' bekannt wurde.

Avebury Triangle

Was zu beweisen wäre

Gegen 23.00, so DM, habe man mit der Arbeit begonnen und sei etwa gegen 04.30 am Morgen des 29. Juli fertig geworden. Dies gab dem beauftragten 7-Mann-Team um John Lundberg und Rod Dickenson, bekannt als 'Team Satan/The Circlemakers', also 5,5 Stunden um die durchaus imposante Formation ins Feld zu legen. Doch bereits bei dieser Behauptung endet leider die nachvollziehbare Beweisführung des Artikels und überläßt, im wahrsten Sinne des Wortes, das Feld einer freien Kette von Behauptungen die keinerlei Evidenz aufzeigen. Statt dessen greift auch der Artikel der DM leider erneut auf altbewährte Suggestivtechniken zurück. So wird etwa das Luftbild der Formation in direkten Bezug zu Fotos der Fälscher bei der Arbeit in einem Feld gesetzt. Diese Bilder zeigen jedoch rein gar nichts. Ein Bild zeigt die Fälschergruppe in einem Feld sitzend und eine Skizze der Formation studierend. Ein anderes Bild zeigt die Fälscher beim Betreten des Feldes. Keines der Bilder weist jedoch irgendwelche Referenzpunkte auf, die darauf hinweisen könnten um welches Feld es sich tatsächlich handelt. Auch das Bild der Fälscher mit Skizze der Formation hat keinerlei Beweiskraft, wurde der Artikel doch eine Woche nach Entdeckung bzw. Herstellung der Formation veröffentlicht und erste Skizzen der Formation hingen bereits am Nachmittag des 29. Juli im 'The Barge Inn' aus. Obwohl die DM Reporter Sam Taylor und Nick Holt die ganze Zeit anwesend gewesen sein wollen, zeigt keines der im Artikel veröffentlichten Fotos auch nur die Spur einer Beweiskraft für die geäußerten Behauptungen. Wäre diese doch so einfach zu erbringen, etwa mit einem Foto, welches die Fälscher mitsamt einem noch pfadlosen aufrechtstehenden Kreis zeigen würde. Oder gar eine Panoramaaufnahme der arbeitenden Fälscher mitsamt ausreichenden örtlichen Referenzpunkten. Doch auf eine solche klare Beweisführung wird wiedereinmal verzichtet und dies bietet natürlich erneut viel Raum für eine ganze Reihe von Spekulationen.

Was zu beweisen war

Diese jedoch außen vor gelassen, wollen wir uns nun die Fakten vor Auge führen.

Das Team will bereits gegen 23.00 Uhr am Abend des 28. Juli mit der Arbeit im sehr gut einsehbaren Feld begonnen haben. Doch was ist mit den nachhausefahrenden Besuchern des 'The Red Lion' Pub, welche mit ihren Autoscheinwerfern, bei jeder Abfahrt Richtung Beckhampton und Stone Avenue gerade diesen Punkt im Feld erleuchtet haben und die das Pub erst gegen Mitternacht verlassen hatten ? Was ist mit den Besuchern einer Veranstaltung im unmittelbar am Feld und mit direkter Sicht auf die Formation liegenden 'Avebury Social Club', welche erst gegen 02.30 uhr zu Ende ging ? Auch wenn es nur schwer vorstellbar ist, daß keiner dieser Personen die Vorgänge im Feld bemerkt haben will, so bleibt doch einen geringe Chance, daß dem tatsächlich so war und es die Fälscher geschafft haben, sich geschickt vor neugierigen Blicken in Deckung zu bringen, wie dies auch der Artikel behauptet. Dies wäre natürlich ein gefundenes Fressen und Wasser in den Mühlen einer unberechtigten Mystifizierung. Andere Zeugen behaupten noch um 03.00 Uhr am Morgen des 28. Juli auf das Feld geblickt, und keinerlei Aktivitäten darin bemerkt zu haben. Ich selbst habe diesen Sachverhalt zur gleichen Zeit in der darauffolgenden Nacht überprüft und muß leider sagen, daß diese Aussagen nur schwer als Beweise gegen die Fälscheraktivität zu bewerten sind, lag die Formation doch in einem schier nachtschwarzen Schatten, welcher das starke Vollmondlicht um diese Zeit über den Waden Hill warf. Selbst mit meinem Nachtsichtgerät und am Rande des Feldes stehend, war es mir nur schwer möglich überhaupt die bereits vorhandene Formation zu sehen.

Doch was ist mit der Beobachtung bzw. Nichtbeobachtung des Besitzers des 'Avebury Henge Shop'. Dieser war noch bis spät in den Morgen in seinem beleuchteten Arbeitszimmer zugange und habe während dessen des öfteren aus dem Fenster geschaut, welches einen direkten Blick auf die Formation erlaubt und etwa 500m von ihr entfernt ist. Er habe die ganze Zeit nichts bemerkt. Konnten sich die Fälscher und die DM ein solches Risiko leisten ? So erstaunlich es klingen mag, sie konnten - einjeder ist in der Lage die Problematik einer Bewertung dieser Aussage selbst nachzuvollziehen indem er versucht bei nächtlicher Dunkelheit aus einem beleuchteten Zimmer heraus draußen etwas zu erkennen. Selbst wenn dies nach einer gewissen Gewöhnungszeit der Augen gelingen mag, bei einem kurzen Hinausblicken ist dies nicht der Fall. Zudem trifft auch hier das bereits erwähnte Argument es dunklen Schattens zu, in welchem sich die Formation in den fraglichen Nächten befand. Auch hier besteht also die Gefahr einer unberehtigten Mystifizierung die ledigich dem Ansehen der Fälscher dient, nicht aber einer objektiven Beurteilung der Sachlage.

Was die Formation selbst betrifft, so reiht sie sich - ob nun tatsächlich man-made oder nicht - ganz klar in die lange Reihe bereits gefälschter Demonstrationsformationen ein, die aus der Luft durchaus beeindruckend wirken, jedoch am Boden nur schwer überzeugen und beeindrucken können. Und es war nicht nur der schlechte Zustand des Feldes an sich, welches große ausgewaschene Flächen und auffallend breite Saatrillen aufwies, der diesen Eindruck hervorrief. Neben den deutlich mechanischen Charakeristiken der Lagen, so war diese auch sehr ungenau und grob, zudem sehr fest zu Boden gedrückt und die betroffenen Halme hatten sich bereits um 06.00 Uhr in einer großen Anzahl bereits wieder aufgerichtet. Es fanden sich keinerlei Qualitäten die nicht auf das mechanische Wirken der angeblich verwendeten Bretter zurückgeführt werden konnten.

Hintergrund

Somit bleibt die Formation lediglich ein erneutes Beispiel wie imposant es wirkt möglichst viele Formelemente auf einer möglichst großen Fläche zu verteilen ohne jedoch ein geometrisch komplexes Muster darzustellen. Hier mag man, daß das 'Unmögliche Dreieck' durchaus eine komplexe Struktur aufweist. dennoch ist es seit langer Zeit bekannt, nicht zuletzt durch die Arbeiten von Escher, und zeigt zudem bei einer grafischen Umsetzung eine relativ einfache Rekonstruktionsmöglichkeit - versuchen sie es doch einmal selbst. Somit spricht die Behauptung von Dickenson und Lundeberg für sich, wenn sie darauf verweisen '...nie zuvor sich an einem solch komplexen Design versucht zu haben.'

Der Rest des kläglichen Artikels endet in der gewohnten Art von Journallie, welche die Daily Mail wohl in jeder neuen Aussage auszeichnet. reisserische Pauschalargumentation gipfeln in der Zurschaustellung und Defamierung. Sogenannte 'Gläubige' die in der Formation das Werk höherer Mächte sahen werden regelrecht vorgeführt und wie ich selbst miterleben konnte oft zusammenhangslos zitiert.

Zudem sollte es interessieren, daß die beiden Reporter Taylor und Holt auch mich zu einem frühzeitigen Statement gedrängt haben, was sie jedoch nicht bekamen. Stattdessen baten sie dann um ein längeres Interview, da sie offensichtlich von unserer Vermessungsarbeit erstaunt waren. Am darauffolgenden Tag hatten wir denn also unser Interview, welches sich über 2 Stunden dahinzog. Während dieser 2 Stunden informierte ich sie über die historisch belegbare Geschichte des Phänomens, die wissenschaftlichen Analysen und einige merkwürdige Argumente und Behauptungen der Fälscher-Theortiker wie etwa der Geschichte um das sagenhafte 'A-Team'. Im nachhinein wurde mir wieder bewußt, wie oft mich die beiden zu einem klaren Statement zur Formation lenken wollten, was sie in keinem Falle bekamen. So erstaunt es wenig, daß von diesem zweistündigen Interview kein Wort innerhalb des Artikel erwähnt wird und selbst diskutierte Sachverhalte lediglich aus der Sicht der Fälschungstheoretiker diskutiert wurden. Einzige Absicht war die Defamierung des Phänomens und all jener die sich damit mehr oder weniger intensiv und ernsthaft beschäftigen.

Was bleibt ?

Wie soll also ein abschließendes Statement ausfallen ?

Zum einen kann der Formation keinesfalls eine beeindruckende Größe und gewisse Ästhetik abgesprochen werde. Diese Qualitäten halten jedoch einer eingehenderen Überprüfung der Hintergründe, Bodencharakeristiken und der Geometrie nur schwer stand. Vieles wurde sicherlich unberechtigerweise mystifiziert aber vieles bleibt auch nach dem Artikel der DM und den Behauptungen der Fälscher unbeantwortet und zu hinterfragen.

Ob nun man-made oder genuine, eine Frage bleibt, warum die deutlichen Qualitätsmängel ?

Zumindest was die Fälscher-Theorie anbetrifft, so liefert Rod Dickenson eine Antwort auf diese Frage, die auch auf alle anderen der von 'Team Satan/The Circlemakers' in den letzten Jahren angelegten Demo-Formationen zutrifft, wenn er sagt, diese Formationen seien nur deshalb so schlecht, um sich selbst vor Schadensersatzforderungen zu schützen und das eigene Mysterium zu bewahren.

Doch auch hier entstehen Fragen, die es zu beantworten gilt, möchte man diese Aussage akzeptieren: Wie ist es möglich völlig unterschiedliche Qualitätsarten von Formationen herzustellen, wenn sich die technischen Hilfsmittel und Ausführungen sowie der zeitlich gesetzte Rahmen nicht im geringsten verändern. Eine Frage der sich ein jeder Fälschungstheortiker bzw. Fälschungsgläubiger stellen sollte, wenn er dieses Argument wieder und wieder ins Feld führt.


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