Ob es ein Kunstkniff ist, oder Rod Dickinson wirklich überzeugt ist von seiner Aussage, das Übernatürliche und Mystisch-Mysteriöse werde durch die Tatsache, dass er Kornkreise erschaffe, keineswegs geschmälert, sei dahingestellt.
In jedem Fall bekommt das Kornkreisphänomen mit Rods ›outing‹ durch seine Vorträge und die Ausstellungs-Installation eine neue interessante Facette.
Rod Dickinsons Vortrag gibt auch erste Antworten auf oft in den Raum gestellte Fragen und die Unklarheit, was denn Fälscher überhaupt von ihrem Tun hätten, müssen sie doch unbekannt und unanerkannt im Dunkeln bleiben und Lob und Begeisterung über ›ihre‹ Kunstwerke im Korn an die übernatürlichen Instanzen abtreten. Lange Zeit galt dieses menschlich recht untypische Verhalten auch als Indiz, irdische Macher nicht ernsthaft in Betracht ziehen zu müssen.
Dickinsons Aussagen verschieben diese Betrachtungsweise. Zum einen vermittelt er glaubwürdig, dass es trotz mangelnder persönlicher Anerkennung zutiefst befriedigend sein kann, zu erleben, welche Interpretation und überirdische Erhöhung das eigene Werk und damit natürlich auch das eigene Können widerfährt. Zum anderen demonstriert er, dass es unter Zuhilfenahme der Begriffe ›Land-Art‹ und ›Künstler‹ offenbar mittlerweile möglich ist, für Kornkreise persönliche Anerkennung zu bekommen. Und dies nicht nur im von Kornkreisbegeisterung doch weit entfernten Deutschland, sondern durchaus auch im Kornkreis-Urland England selbst, denn auch dort zeigt Rod Dickinson seine Ausstellung und hält seine Vorträge.
Ist also die Zeit gekommen, Kornkreise, irdische und überirdische Künstler undogmatischer nebeneinander existieren zu lassen? Sicher nicht!
Unter den Gläubigen der Kornkreisszene provoziert und polarisiert Dickinson mit seinen Äußerungen natürlich extrem. Was für die eher neutralen Besucher von Vortrag und Ausstellung in Frankfurt Anerkennung, Beifall und eine Fülle von Fragen zur Umsetzung hervorruft, ist für einen wahren Gläubigen schiere Unverschämtheit. Sich so dreist mit fremden Federn zu schmücken, grenzt in der Gläubigenszene sicherlich an Blasphemie.
Die Betrachtungsweisen der Gruppen haben sich im Gegenteil so weit voneinander entfernt, dass niemand aus den Reihen der Gläubigen an eine Anzeige oder Strafverfolgung denkt, wäre dies doch ein Eingeständnis für die Behauptungen der Fälscher und Anerkennung der menschlichen Machbarkeit von Kornkreisen.
Unter den wahren Gläubigen geht man sogar so weit, die Aussagen von Rod Dickinson, er und sechs weitere Kornkreismacher hätten die Formation am Waden-Hill als Auftragsarbeit für die Zeitschrift ›Daily Mail‹ hergestellt - in seinem Vortrag berichtete Rod ausführlich über die schwierige Umsetzung - zu ignorieren, bzw. als Anmaßung abzutun (s. dazu auch den Bericht von Andreas Müller ›The Daily Tale‹).
Ärger oder Freude - solange der Beweis für Behauptungen welcher Seite auch immer nicht erbracht und anerkannt ist, werden uns die Kornkreise und die Diskussion um ihre Bedeutung erhalten bleiben und wir müssen uns, wie Rod Dickinson auch, nicht festlegen, welche Botschaft sie für uns beinhalten.