Dat Futuristische Totalspektakel

Frank Laumen

 

Die Zeit der unbeschwerten Kornkreisforschung ist schon länger vorbei. Und jetzt setzt auch noch die totale Vermarktung des Phänomens ein. Frank Laumen berichtet kritisch über die Ereignisse in und um die Kreise 1998 in England.


  
(Foto © Frank Laumen)


Ich glaube dieses Bild spiegelt so einiges wieder, was man diesen Sommer zu sehen bekam. Es ist geradezu erschütternd, wie dieses phantastische Phänomen zu einem fast food Touristenerlebnis degradiert wird. Ich weiß einfach nicht, wo das noch hinführen wird, aber ich denke, daß dies eine Nebenerscheinung ist, mit der man leider leben muß.

Leider führt diese Art des fast- Cropcircleling mittlerweile zu weitreichenden Problemen für die researcher, die dieses Phänomen erforschen wollen. Das Problem sollte uns am 2. August 98 das erste Mal in sehr gravierender Weise widerfahren.

Nachdem wir von dem neu entstandenen Piktogramm in Chisledon ins Barge Inn zurückkamen, hörten wir davon, daß in Avebury ein sehr großes Piktogramm entstanden sei. Wir hatten natürlich die Absicht sofort hinzufahren. Aber von den anderen, die gerade aus Avebury zurück kamen, hörten wir, das der Farmer alle Leute am späten Nachmittag aus dem Feld herausgeschmissen hatte. Das Problem war, daß die Touristen, die an dem Sonntag in Avebury waren, das Piktogramm natürlich phantastisch vom Ringwall aus sehen konnten. Daraufhin sind die Touris alle querfeldein zu dem Piktogramm gerannt. Das hat der Bauer irgendwann gesehen und alle heraus geschmissen.

Das Problem stellte sich nun für uns so dar, das wir ja auf alle Fälle in das Piktogramm wollten, aber andererseits den Farmer um Erlaubnis bitten mußten, das Feld betreten zu dürfen, um alles zu dokumentieren.

Wir schickten zwei zu dem Farmer, um die Erlaubnis einzuholen. Leider hat der Farmer eine sehr unschöne Wortwahl von sich gegeben. Wir versuchten dann anschließend trotzdem, in das Feld über die Tramlines zu gelangen. Dies ging auch eine zeitlang gut, bis die Polizei auftauchte, die der Farmer mittlerweile alarmiert hatte. Wir haben es alle aber Gottseidank aus dem Feld geschafft, ohne mit der Polizei in Konflikt zu geraten.

Und das war nicht das letzte Erlebnis mit dem Problem ‘Touris’. Wir erlebten noch einige Male, wie große Reisebusse ankamen und die Leute einfach über die Gatter in Massen kletterten, um in das Piktogramm zu gelangen. Das Resultat ist, daß die Farmer dies sehen und die Leute dann aus dem Feld schmeißen und die, die alles dokumentieren wollen, für eine ernstere Forschung nicht mehr in das Feld dürfen. Ein gutes Beispiel ist hier die Silbury Hill Formation in diesem Sommer. Andreas Müller, der sich immer die Erlaubnis der Farmer einholt, bevor er ein Feld betritt, hörte von dem Farmer, daß niemand bei ihm war um sich eine Erlaubnis einzuholen.

Das erschreckende an der Sache ist nur, daß mittlerweile schon ein paar Reisebusse durch das Piktogramm geschleust wurden und niemand von den Veranstaltern hat sich die Mühe gemacht und hat sich die Genehmigung eingeholt.

Das ist das Problem, viele Farmer hätten wahrscheinlich kein Problem damit, wenn die Leute fragen würden und sich in dem Feld ordentlich benehmen würden. Aber die meisten führen sich auf wie Elefanten im Porzellanladen. Mit dem Unterschied, daß ich es dem Elefanten verzeihe, aber nicht den Leuten, denn die wissen, was sie tun.

Da fragt man sich natürlich, wieso man dann noch zu dem Farmer gehen soll. Was die anderen können, könnte man ja auch. Aber das ist im Grunde der falsche Weg, denn es ist ein Spiel auf des Messers Schneide. Das wohl verheerendste Beispiel eines aggressiven Farmers in diesem Sommer, ist aus Bishops Cannings zu vermelden.

In dem Feld des Farmers, der vor ein paar Jahren sein Feld schon einmal mit der Schrotflinte bewachte, war ein Stern mit einem Mond entstanden. Ein paar von unserem Team versuchten eine Genehmigung des Farmers einzuholen, der aber verweigerte. Noch am selben Abend riegelte er sein Feld ab und mähte nur das Piktogramm am nächsten morgen ab. Er richtete sich selber einen solchen Schaden zu, den die Leute nie angerichtet hätten.

Die ganzen Vorkommnisse in diesem Sommer zeigen nur was Ignoranz und Geldgier der Reiseveranstalter anrichten kann.

Das Problem ist, daß dieses Phänomen für die ganze Menschheit gedacht ist und es auch jeder sehen sollte, es aber auf Feldern stattfindet, die in Privatbesitz sind. Es muß ein Miteinander der Farmer geben, die finanziellen Schaden durch die Leute erleiden, die einfach ins Feld trampeln, ohne die Verhaltensregeln zu kennen und denen, die dieses Phänomen sehen wollen.

Aus diesem Grund und auch wegen der ganzen Vorkommnisse in diesem Sommer, wird es von Andreas Müller eine Initiative geben, um einen Ausweg aus dem ganzen Dilemma zu finden.

Es ist ein toller Ansatz, der hoffentlich fruchten wird. Denn so kann es nicht weiter gehen.

Das andere Problem sind die Vorkommnisse an den Wochenenden. Es ähnelt eher einer Muppetsshow. Da fahren irgendwelche Irren (sorry für den Ausdruck, aber das ist leider so) die ganze Nacht mit Scheinwerfern durch die Gegend, leuchten irgendwelche Felder ab, machen Lärm und führen sich auf, als würden sie bei den X-Files mitspielen.

Und dann das leidige Thema, das dieses Jahr jeder, den man im Barge Inn oder in der Umgebung traf, einem gleich seine ganzen Erlebnisse mit den balls of light erzählen will. Wir gehörten wohl schon zu den Auserwählten in diesem Sommer, weil wir keine balls of light gesehen haben. Ich glaube, mittlerweile erzählen die Leute auch nur noch Geschichten, um sich wichtig zu machen. Wir waren bald ziemlich genervt von den Geschichten. So schlimm war es letztes Jahr nicht, ich hoffe nur, daß es nächstes Jahr nicht so schlimm wird.

Und dann war da natürlich noch die Presse und die Hoaxer, ein sehr leidiges und auch ärgerliches Thema.

Wie mittlerweile schon bekannt sein dürfte, gibt es Verdachtsmomente, daß das Fraktal am Silbury Hill gefälscht ist. Ob dies nun stimmt oder nicht, ist schwer zu sagen. Ich werde mich aber auch nicht auf eine Aussage festnageln lassen. 


Das "Fraktal" am Silbury Hill (Foto © Frank Laumen)
 

Das Problem fing schon am 25.6 an. An diesem Abend ließen sich ein paar bekannte Hoaxer im Barge Inn abends sehen und es kam was kommen mußte. Es gab anschließend die tollsten Gerüchte, daß die BBC ein Piktogramm fälschen wollte, aber wo? In den nächsten Tagen wurde die Stingray das große Piktogramm in Beckhampton entdeckt. Sofort dachte jeder, daß dieses Piktogramm von der BBC gefälscht wurde. Anstatt sich auf seinen gesunden Menschenverstand zu verlassen und erstmal das Piktogramm genauer zu untersuchen, waren alle so verunsichert, daß all dachten es wäre eine Fälschung. Wie schnell man verunsichert werden kann. Im Nachhinein kann ich mich darüber nur amüsieren.

Mittlerweile bin ich aber von der Echtheit dieses Piktogramms überzeugt, aber dies ist meine persönliche Meinung.

Der eigentliche BBC Hoax sollte erst 1 Woche später für Aufsehen sorgen. Als wir nachmittags an dem Feld ankamen, sahen wir, wie gerade die Hoaxer drei kleine Kreise ins Feld trampelten.

Was wirklich komisch an dieser Sache ist, warum machten sie das am hellichten Tag und nicht wie den Rest bei Dunkelheit. Allerdings muß ich hier mal die ganzen Umstände unter denen dieser Hoax angelegt wurde, erklären.
Wie wir ein paar Tage später erfuhren, hat die BBC nicht bei totaler Dunkelheit gedreht, sondern unter blauem Licht. Die Hoaxer konnten auch ganz ungestört arbeiten, denn die Polizei hatte das Feld für ungebetene Gäste abgesperrt. Und gesehen wurden die Hoaxer auch bei der Arbeit nachts von ein paar Leuten. Es war auch Doug Bower am Drehort, aber dieser Mann ist wirklich nicht mehr ganz bei Sinnen. Zwei von uns sind mit ihm in ein Gespräch gekommen, aber wenn es kritische Fragen gab, hat direkt der Mann von der BBC interveniert, damit Doug Bower sich nicht verplappert. Also wer noch immer an diese Geschichte glauben will, daß Doug and Dave damals die ganzen Piktogramme angelegt haben, der wird auch daran glauben, daß die Erde eine Scheibe ist. Ich weiß nicht, was die BBC, in dem Bericht, den sie gedreht haben (der im Januar gesendet werden soll) zeigen wird, aber ich denke sie haben sich damit einen Bärendienst erwiesen. Vor allem wenn man sich das Piktogramm vom Boden aus angesehen hat, fiel einem auf, daß es Konstruktionslinien gab, mit deren Hilfe man dieses Piktogramm sehr leicht ins Feld trampeln kann.

Aus der Luft sah es toll aus, war aber nicht harmonisch. Es war nur eine einfache Ansammlung von Kreisen.

Und dann war da noch die Mitsubishi Werbung im Eastfield. Mitsubishi hatte von den Hoaxern, die den BBC Hoax angelegt hatten, ein Auto ins Eastfield trampeln lassen, bei Tage. Bert Jansen und Janet Ossebard waren an dem Nachmittag längere Zeit auf dem Knap Hill und schauten dem Treiben längere Zeit zu. Das erschreckende war, das die Hoaxer für die einfachsten Linien Stunden benötigten und das man das Umlegen des Weizens bis oben auf den Hügel hören konnte.

Um eine einigermaßen gerade Linie hinzubekommen hatten sie Pflöcke ins Feld geschlagen und selbst mit solchen Hilfsmitteln und vor allem bei Tage brauchten sie einen ganzen Nachmittag nur für die Räder und ein Stück des Umrisses.

Aber es gab auch positive Erscheinungen in diesem Sommer, die wunderschönen Piktogramme von Beckhampton, vom Danbury Hill, im Eastfield und um Avebury.

Aber die verrückteste Geschichte fand in Lockeridge statt. Es war die Nacht, in der das Mitsubishi Auto mit allem bewacht wurde, damit niemand nachts etwas zerstören würde. Wir waren auf dem Knap Hill bis 01.15 Uhr, und wie letztes Jahr, wo in der Nacht vor dem Milk Hill Piktogramm die Tiere verrückt spielten, so spielten auch dieses Jahr bis exakt 01.40 Uhr die Schafe in der Region um Lockeridge verrückt. Aber exakt um 01.40 Uhr war Totenstille. Am nächsten Morgen hatten wir eine der beeindruckendsten Formationen in Lockeridge.
Eines weiß ich jedenfalls, die Tiere wußten, daß was passiert. 


Die Formation bei Lockeridge, die während der Bewachung der "Mitsubishi Formation" entstand.
(Foto © Frank Laumen)

Aber das Tolle an der Sache war, daß dieses Piktogramm einen demonstrativen Gegenpol zum Mitsubishi Hoax darstellte, als wollte jemand sagen, ihr könnt machen was ihr wollt, wir machen es immer besser.

Aber trotz zahlreicher Nachtwachen an den verschiedensten Aussichtspunkten, haben wir nichts zu sehen bekommen. Was oder wer hinter diesem wundervollen Phänomen auch stecken mag, eines ist sicher, es steckt eine hochentwickelte Intelligenz dahinter.

Es ist auch eine Art von interaktivem Phänomen, damit meine ich, daß dieses Phänomen geradezu mit einem spielt.

Ich möchte dies anhand von ein paar Beispielen näher erläutern.

Da wäre zuerst das japanische Fernsehteam, das 1-2 Wochen lang auf dem Adams Grave (wir tauften ihn daraufhin auf Nippon Hill), eine Observation abhielt mit Nachtsichtkameras und meheren Tageslichtkameras. Aber was wir im Anschluß erfuhren war, daß sie zwar ein paar Kleinigkeiten gefilmt haben wollen, aber nichts, was eindeutig wäre. Es mußte kommen was kommen mußte. Kaum war das Fernsehteam weg, ging es mit den Piktogrammen in der Gegend auch wieder los. Es erinnert einen an ein Versteckspiel, kommt und sucht uns, aber wir zeigen uns nur, wenn wir es wollen.

Das andere sind die Intuitionen, die einem immer wieder widerfahren. Einige von uns, ich auch, fuhren an bestimmten Feldern täglich vorbei, z.B. das Feld in Avebury, wo die große CD Scheibe entstanden ist. Noch zwei Tage vor dem Erscheinungstermin dieses Piktogramms dachte ich und andere, da gehört ein Piktogramm hinein. Und voila, es sollte passieren und so sollte es noch ein oder zweimal passieren. Da macht man sich schon so seine Gedanken, nicht war ?

Und genauso das Messen mit Messinstrumenten, wie Geigerzähler, Trifeldmeter usw., wir haben eines gemerkt nach zwei Jahren, es bringt gar nichts, es gibt nichts zu messen.

Aber seltsamerweise gibt es andere Messinstrumente, die etwas anzeigen, z.B. Wünschelruten. Man kann dazu stehen wie man will, aber wer einmal die Wünschelruten in einem Piktogramm ausprobiert hat, der wird feststellen, daß sie wirklich was anzeigen, was, das ist leider noch Interpretationssache. Vielleicht wird man bald herausbekommen, was angezeigt wird, aber bis dahin sollte man sich auf seine Intuition verlassen und das, was man optisch sieht.

Abschließend möchte ich mich noch bei allen Croppies bedanken, die mir diesen Sommer mit vielen Tips und Infos sehr weitergeholfen haben.


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