Interview mit Frau Dr. Marianne Krüll

von Ulrike Kutzer


Im Rahmen der Bonner Kornkreis-Ausstellung
konnte Ulrike Kutzer (U.K.) ein kurzes Interview
mit Frau Dr. Marianne Krüll (M.K.) führen:

Frau Dr. Marianne Krüll
Foto: Christiane Labusch

U.K.: Frau Dr. Krüll, wie kamen Sie zu den Kornkreisen?

M.K.: Wie viele Leute habe ich die Bücher von Zweitausendeins gelesen, worauf ich dann 1994 mit ein paar Freundinnen nach England gefahren bin, um mir Stonehenge, Avebury und den Silbury Hill anzuschauen. Dort haben wir dann unsere ersten Formationen gesehen, den Skorpion, die großen Rispen usw. Wir waren alle so begeistert und haben uns daraufhin gefragt, wie die Formationen wohl entstehen und was die Ursachen dafür sind. 1996 war ich dann wieder in England, habe dort Lucy Pringle kennengelernt und bin dann auch mit ihr im Flugzeug mitgeflogen. Ich hatte das Glück, gerade zu der Zeit da zu sein, als die große dreiarmige Spirale entstanden ist, und ich war eine der ersten Personen, die in ihr drinnen waren. Das war ganz toll, und ich habe mir gedacht, daß Lucy einfach mal zu mir nach Bonn kommen und einen Vortrag über die Kornkreise machen könnte, denn bei uns haben noch nicht so viele von der Sache gehört. Ich wollte für Lucy eine kleine Tournee durch Deutschland organisieren, was aber dann nicht ging. Ich habe aber zur selben Zeit den Leuten vom FrauenMuseum meine Bilder gezeigt, und die haben dann gesagt, ich solle doch einfach eine Ausstellung hier im FrauenMuseum machen.

U.K.: Kannten die Frauen vom FrauenMuseum die Kornkreise schon?

M.K.: Nein, nur wie die meisten Menschen. Aber es gibt genug Aspekte bei den Kreisen, die in verschiedenen Büchern auch immer wieder angesprochen werden wie die Mutter Natur, Korngöttinnen, Erde oder die runden Formen der Kreise, und vielleicht sind bei den Kreismachern eben auch weibliche Wesen dabei. Wir wollten das Phänomen in all seinen Facetten ausleuchten und nicht nur den weiblichen Aspekt, wie man ihn bei einer Ausstellung in einem FrauenMuseum erwarten könnte, in den Vordergrund stellen. Mein Hauptziel war es, mich nicht irgendwie interpretatorisch festzulegen und ich glaube, das hat ganz gut geklappt. Da ich von Haus aus Soziologin bin, hat mich schon immer auch der zwischenmenschliche, soziologische Aspekt des Phänomens interessiert. Weniger wer sie macht, denn schön sind sie allemal, als vielmehr wie alles miteinander verbunden ist. Menschen, Natur und das Denken.

U.K.: Hat sich Ihre Beschäftigung mit den Kornkreisen und die Ausstellung in irgendeiner Weise auf Ihren universitären Lehrauftrag ausgewirkt?

M.K.: Nein, ich bin, da ich mich mit Frauenthemen befasse, von jeher eine Außenseiterin gewesen. Was neu hinzukommt ist, daß ich mit meinen spirituellen Interessen mehr an die Öffentlichkeit gegangen bin, als es normalerweise der Fall ist. Ich bin von den gängigen Meinungsströmungen wie sie in unserem Wissenschaftsbetrieb derzeit üblich sind, überhaupt nicht mehr abhängig, und das gibt mir und hoffentlich auch anderen die Freiheit, sich verstärkt mit ungewöhnlichen Gebieten des menschlichen Lebens zu befassen.

U.K.: Wie reagiert Ihr privates Umfeld auf Ihre Ausstellung?

M.K.: Interessiert, skeptisch. Sie haben immer sehr schnell Erklärungsversuche dafür, wie die Kreise entstehen, und ich schau' einfach mehr darauf, wie schön das Phänomen ist, und daß es uns hoffentlich noch lange erhalten bleibt.

U.K.: Können Sie bei sich selbst eine Veränderung feststellen, seitdem Sie sich mit den Kornkreisen befassen?

M.K.: Es ist ein Schritt auf einem Weg, den ich schon lange gehe. Ich habe keinen Zugang zu UFOs oder Ähnlichem, und die Kornkreise sind für mich faßbar, man kann sie begehen und anfassen, sie sind real. Die Beschäftigung mit den Kornkreisen läßt mich Fragen stellen über Dimensionen unserer Welt, die ich bis dahin noch nicht oder nicht so konkret gestellt habe.

U.K.: Geben Sie den Kreisen nur in England eine Chance oder auch in Deutschland?

M.K.: Natürlich auch in Deutschland. Man erinnere sich nur an die Kreise letztes Jahr in Schleswig-Holstein, die Bilder die ich von Clemens Richter bekommen habe. Meine Eltern kommen aus der Gegend, und ich habe auch vor, wenn dieses Jahr dort Kreise entstehen, hinzufahren und sie mir mal aus der Nähe anzuschauen. Ich denke und hoffe, es entwickelt sich dort sowas wie in England, und es gibt immer neue Formen und Muster.

U.K.: Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.



Erstveröffentlichung im FGK-Report # 2/97

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