von John Carpenter / Harald Hoos
Mit Teil II von Paranoide Geschichten wollen wir wieder einen winzigen
Ausschnitt aus der ganzen Kornkreisgeschichte ins rechte Licht rücken und
somit auch ein wenig die Verläufe innerhalb dieses Phänomens
klarstellen.
Immer wieder taucht in der Kornkreisliteratur, in Berichten über
Kornkreise oder auch in der UFO-Szene ein bzw. mehrere Namen auf, hinter denen
sich ein und dieselbe Person verbirgt. Niemand weiß, welcher nun sein
richtiger Name ist: Henry Azadehdel, Mr. Ntumba, Dr. Armen Victorian, Dr. Alan
Jones oder ein anderer seiner vielen Namen. Als sein Heimatland gibt er u.a.
Armenien, Libyen, Iran, Syrien, Irak, ... an. Schon der Cereologist 8/1993
schreibt, daß diese Person eine Geschichte für sich sei und sich
hoffentlich irgendwann ein Journalist finde, der die Geschichte schreibe.
Selbst den Behörden fehlt jeder Durchblick. Als diese Person unter einem ihrer Namen vor Gericht erscheinen mußte, fiel den Behörden kein Zusammenhang zu einem anderen Namen auf, unter dem der Kandidat schon einmal wegen Orchideenschmuggel einsaß.
So ergab sich auch eine Geschichte in der Kornkreisszene, die bis heute immer wieder auftaucht: Das berühmte Telefongespräch zwischen Jim Schnabel, Rob Irving und Mr. Ntumba. Gerade in dem neuesten Kornkreisbuch "The Cosmic Connection" von Michael Hesemann, das 1996 (!!) in England erschienen ist, wird diese Geschichte wieder aufgewärmt. Was ist da 1992 passiert?
Mr. Ntumba rief Rob Irving an, um zu erfahren, ob ein Interesse der Regierung an den Kornkreisen besteht. Rob Irving erkannte schnell, um wen es sich hier am Telefon handelt und daß da mit Sicherheit kein ehrliches Interesse dahinter steckt. Die Stimme erkannte Rob dadurch, daß er und eine andere Person von George Wingfield im Zusammenhang mit der MBF-Services-Geschichte (siehe Paranoide Geschichten - Teil I) in London einige Bänder mit der Stimme dieser Person vorgespielt bekam. Rob schaltete schnell und verwies Mr. Ntumba auf Jim Schnabel, der einiges über die Verstrickungen der Regierung und des Miltärs bezüglich der Kornkreise wüßte. Sofort nachdem Mr. Ntumba aus der Leitung war, rief Rob Jim Schnabel an, um ihn auf das Gespräch vorzubereiten. Wie erwartet, folgte dann auch der Anruf von Mr. Ntumba und Jim legte los. Erst gab er sich ziemlich bedeckt, tat geheimnisvoll, gab ein bißchen mehr preis, bevor er nach langem Zögern dem Herrn am Telefon einen groben Überblick über eine Verschwörung zwischen Britischer Regierung, Amerkanischer Regierung, deutschen Behörden und, nicht zu vergessen, dem Vatikan und der "Trilateral Commission" gab. Es braucht hier sicher nicht erwähnt zu werden, daß alles spontan der Phantasie von Jim entsprungen ist. Mr. Ntumba hat das Gespräch auf Band aufgenommen. Er rief dann auch gleich George Wingfield an, um ihm mitzuteilen, daß er die Verschwörung um die Kornkreise aufgedeckt habe. Er schickte ihm gleich eine Kopie des Bandes.
George verbreitete die neuen Erkenntnisse sehr schnell, u.a. auf Vorträgen zu Kornkreisen und UFO's in Amerika. Seine Zuhörer wußten danach, daß die Geheimdienste aller Nationen in die Kornkreise verstrickt sind und Jim Schnabel ein Spion ist. Jim war gar nicht glücklich darüber, daß George überall diese Geschichte verbreitete. Er rief George an, um die ganze Sache aufzuklären. George reagierte und rief Mr. Ntumba an, um Näheres zu erfahren. Ntumba behauptete nun, daß er nicht, wie Jim behauptet, diesen vor Rob Irving angerufen hat, so daß Rob gar keine Veranlassung und Gelegenheit hatte, all dies mit Jim vorzubereiten. Für George stand nun fest, daß Jim wohl zuviel der Wahrheit aufgedeckt hatte, kalte Füße bekam und zurück wollte.
Jim erfuhr zu diesem Zeitpunkt auch, daß ein gewisser Armen Victorian eben dieses Band bei einer Konferenz der "Quest International UFO Research Group" präsentieren wollte. Jim und Rob haben natürlich auch alle Telefonate auf Band mitgeschnitten und gaben diese daraufhin dem Organisator der Konferenz mit dem Hinweis, daß alles ein Scherz sei, um somit das Gröbste zu vermeiden. Dies gelang ihnen jedoch nicht, die Bänder wurden vorgespielt.
Die CCCS (Centre for Crop Circle Studies) bekam auch diese Bänder und war froh festzustellen, daß all das nur ein übler Scherz war. Im letzten Moment stoppte die CCCS die Fertigstellung ihrer Zeitschreift "The Circular", bei der George Wingfield zu diesem Zeitpunkt Herausgeber war, um einen Artikel von ihm zu entfernen, der diese ganze Geschichte als absolut wahr darstellte. George war derweilen für zwei Monate mit seiner Frau in Amerika. Der Artikel wurde durch einen anderen ersetzt. Kurz und gut - letztendlich trat George nach unendlichen Querelen und Mißverständnissen als Herausgeber zurück.
Ntumba hat als Beweis für die Reihenfolge der Telefongespräche seine Telefonrechnung vorgelegt. Darauf ist in England Rufnummer, Datum, Uhrzeit und Dauer jedes einzelnen Telefongesprächs vermerkt. Diese listete auf, daß er zuerst Jim angerufen hatte. Nach einiger Zeit fand George dann heraus, daß diese Rechung gefälscht war.
Diese Geschichte zeigt einmal mehr, von welcher Qualität Kornkreisforschung sein kann und wie Gerüchte und Geschichten entstehen, die dann schnell als Fakten dargestellt werden. Jeder hat die Möglichkeit, entsprechend zu recherchieren und Behauptungen zu überprüfen. Aber wenn eine Geschichte so schön ins Konzept paßt wie die "Ntumba Telefonate" - warum kaputtmachen? Im Gegenteil: Das ganze wird aufrechterhalten und Jim Schnabel und Rob Irving so dargestellt, als daß diese wiederum bezahlt wurden, um das Gegenteil zu behaupten - die Verschwörung in der Verschwörung. Und genau von solchen Geschichten lebt die Kornkreisszene ...
Erstveröffentlichung im FGK-Report # 4/95