von Thomas Ritter
UFOs - zumeist werden die "unidentifizierten Flugobjekte"
für technische Konstruktionen einer - möglicherweise außerirdischen
- jedenfalls aber technisch weiterentwickelten Fremdzivilisation gehalten.
Die "Begegnungen der Dritten Art" oder gar "UFO-Entführungen" scheinen diese These zu bestätigen, so daß allmählich im öffentlichen Bewußtsein eine Gleichsetzung von "UFOs" und "Außerirdischen" stattgefunden hat.
Die Realität der "Entführungen" und die mögliche Existenz von Fremdzivilisationen, welche aktiv in irdisches Geschehen eingreifen, soll hier nicht in Abrede gestellt werden.
Über die Existenz dieser Tatsache wird aber allzu leicht vergessen, daß es sich bei den "Begegnungen der Dritten Art" nur um einen Bruchteil der jährlich erfolgten UFO-Sichtungen handelt. Worum aber handelt es sich dann bei den übrigen "Lichtern am Himmel"? In den meisten Fällen sind es leuchtende Objekte von seltsamer Form, die am Himmel zu schweben scheinen, schier unmögliche Flugmanöver ausführen und gelegentlich auch in physikalische Wechselwirkung mit ihrer Umgebung treten (z.B. durch das Hinterlassen von Verbrennungen bei den Beobachtern oder bei Bodenkontakt).
Sofern man all diese Erscheinungen für Manifestationen einer Fremdzivilisation halten würde, müßte es von "Außerirdischen" auf unserem Planeten nur so wimmeln. Dies ist aber wohl ersichtlich nicht der Fall. Ebensowenig aber kann man diese Phänomene allesamt auf "natürliche" Ursachen zurückführen, wie dies von selbsternannten "Skeptikern" so gern getan wird. Wetterballons, konventionelle Flugzeuge, Scheinwerfer, Wolkenformationen und gut sichtbare Planeten wie etwa die Venus führen nun einmal keine waghalsigen Flugmanöver aus und hinterlassen normalerweise auch keine mysteriösen Landespuren.
Es gibt aber durchaus irdische Geräte, die zu all dem sehr wohl in der Lage sind. Seit Mitte der achtziger Jahre hat in der militärischen Luftfahrt eine atemberaubende Weiterentwicklung unbemannter Flugkörper stattgefunden (und findet auch weiterhin statt!), die in ihrer Tragweite sowohl von der (wie stets gut desinformierten) Öffentlichkeit als auch von den am Thema interessierten UFO-Forschern weitestgehend unbemerkt blieb.
Der Luftkrieg der Zukunft ist schon lange Realität - geführt wird er nicht länger mehr von hochbezahlten Kampfpiloten, sondern von Flugrobotern, hinter deren unscheinbarem Äußeren sich millionenteure Hochtechnologie verbirgt, welche sicherstellt, daß die Maschinen ihre tödliche Aufgabe auch erfüllen.
Begonnen hat diese Entwicklung vor mehr als fünfzig Jahren, als Hitlers Ingenieure in Peenemünde - dem Gesetz des Krieges folgend, wonach man dem Gegner soviel Schaden wie möglich zufügen soll, ohne für die eigenen Truppen mehr als unbedingt nötig zu riskieren - die Vergeltungswaffe I konstruierten. V I war nicht mehr als eine Bombe mit F1ügeln, angetrieben von einem simplen Staustrahltriebwerk und ausgerüstet mit einer Kreiselsteuertechnik. Von Rampen an der Küste des Ärmelkanals wurden diese frühen Flugroboter abgefeuert und nahmen Kurs auf die englische Insel.
Nach einer bestimmten, im voraus berechneten und einprogrammierten Zeit schaltete sich das Triebwerk automatisch ab, und die Flügelbombe stürzte ihrem Ziel entgegen. Infolge ihrer relativ groben Steuerung konnte V I jedoch nicht gegen militärische Punktziele eingesetzt werden - sie diente vielmehr dem Einsatz gegen Flächenziele (englische Großstädte).
In den späten siebziger Jahren dann tauchten moderne Nachfolger der V I auf - die Cruise-Missiles. Dabei handelt es sich eigentlich um miniaturisierte, unbemannte Düsenflugzeuge mit einer eingebauten Sprengladung, die von einer hochpräzisen Steuerungsautomatik gelenkt werden. Sie finden den Weg zum vorprogrammierten Ziel entweder durch elektronisches Abtasten des Flugweges, wobei ein ständiger Vergleich mit den vorher eingespeicherten Daten erfolgt, oder mit Hilfe der Satellitennavigation. Bei dieser Variante ist eine fast zentimetergenaue Steuerung möglich. Welche verheerenden Wirkungen diese modernen Flugroboter-Waffen haben, zeigte sich besonders deutlich im Golfkrieg, als die Amerikaner 1991 Cruise-Missiles erstmals in großem Umfang gegen den Irak einsetzten. Erinnert sei an die Bilder der Einschläge von solchen ferngelenkten Geschossen in die Belüftungsschächte irakischer Bunker, welche zum sofortigen Ausfall dieser Bastionen führten.
Im Unterschied zu Raketen, die mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit hochfliegend auf ballistischen Bahnen ihr Ziel ansteuern, fliegen die hier beschriebenen Waffen aerodynamisch mit F1ügeln und werden von kleinen Propeller- oder Düsentriebwerken angetrieben. Sie gleichen darin herkömmlichen Flugzeugen, unterscheiden sich von diesen jedoch durch ihre geringe Größe und vor allem dadurch, daß der Pilot durch eine ausgeklügelte Steuerungselektronik ersetzt wurde.
Diese neuartigen Flugsysteme lassen sich jedoch nicht nur als Waffenträger nutzen, sondern werden zumeist als Aufklärer in Krisen- und Kampfgebieten eingesetzt. Seit die Konfrontation der Großmächte einer Vielzahl lokaler, nichtsdestotrotz ebenso brisanter Konflikte - als Beispiele mögen der Bürgerkrieg in Tschetschenien und der Balkankrieg dienen - gewichen ist, gewinnt diese Art der Verwendung von Flugrobotern zunehmend an Bedeutung.
Man bezeichnet solche Systeme in der militärischen Fachsprache als Drohnen, RPV's (Remotely Pilot Vehicles = ferngesteuerte Geräte) oder in letzter Zeit zunehmend auch als UAV's (Unmanned Aerial Vehicles = unbemannte Fluggeräte). Für Aufklärungsmissionen besteht einerseits die Möglichkeit, diese Geräte mit einer herkömmlichen Fernsehkamera auszustatten und die Filme nach der Rückkehr des Flugroboters auszuwerten. Nach diesem Prinzip arbeitet die auch seit längerer Zeit bereits von der Bundeswehr verwendete Drohne Canadair CL-89. Es gibt jedoch bereits eine weitaus modernere Nachfolgeversion, die Canadair CL289. Auch diese Drohne setzt die Bundeswehr seit 1990 ein. Sie wird von einem LKW aus mittels Raketentreibsatz gestartet.
Während des Fluges erfolgt der Antrieb durch einen Turbo-JetMotor. CL-289 hat eine Reichweite von 250 km und überträgt ihre Aufnahmen direkt zur Bodenleitstation. Dank der verwendeten Instrumente ist diese Drohne allwetter- und nachttauglich. Nach Abschluß der computergesteuerten Mission landet der Aufklärer im vorgesehenen Zielgebiet am Fallschirm. Zusätzlich dämpft ein Airbag den Aufprall am Boden.
Bei der Konstruktion dieser Flugroboter wird vor allem auf Wiederverwendbarkeit Wert gelegt, denn die miniaturisierte Instrumentierung der Geräte führt zu entsprechend hohen Kosten bei Entwicklung und Fertigung. Dies sind denn auch die Gründe für den bislang noch ziemlich begrenzten Einsatz der Drohnen. An die automatisierten Aufklärer werden hohe Anforderungen gestellt: Sie sollen möglichst in jedem Gelände starten und landen können, ferner ihre Missionen auch unter schwierigsten meteorologischen und militärischen Bedingungen erfolgreich erfüllen.
Manche Drohnen - etwa die von der israelischen Firma Mazlat entwickelte und von den amerikanischen Marines im Golfkrieg mit großem Erfolg eingesetzte "Pioneer" - starten und landen wie ein Flugzeug auf einer kurzen, ebenen F1äche. Diese Konstruktionen weisen jedoch einen entscheidenden Nachteil auf: Nicht überall in den Kampfgebieten finden sich geeignete Gebiete für Start und Landung.
Andere Aufklärer - beispielsweise die "Lockhead Aquila" - starten von einer fahrbaren Rampe. Während des Fluges wird diese Drohne von einem Rückstoßpropeller angetrieben. Sie kann wahlweise mit Fernsehkameras, Infrarotsensoren, Nachtsichtgeräten oder einer Laserzielbeleuchtung ausgestattet werden. Besonders originell jedoch ist die Bergungsvariante dieses Systems. Nach der Rückkehr von ihrer Mission wird die "Lockhead Aquila" in ein Fangnetz gesteuert und dadurch gestoppt. Mit ihrer futuristischen Formgebung, der ungewöhnlichen Größe und der Fähigkeit zu Flugmanövern, die ein herkömmliches Flugzeug niemals ausführen könnte, ist die "Lockhead Aquila" geradezu ideal geeignet für die Verwechslung mit einem "echten" UFO. Ebenso erinnern die von der amerikanischen Luftwaffe über Bosnien eingesetzten spinnenbeinigen Fernaufklärer "Tier-I" (Hersteller: General Atomics; Flughöhe: 5000 m; Flugdauer 30 Stunden) und "Tier-2" (verbessertes Modell ebenfalls von General Atomics hergestellt-, Flughöhe: 7500 m-, Flugdauer: 44 Stunden) nicht nur Laien wohl eher an Flugkörper einer Fremdzivilisation, denn an irdische Konstruktionen.
Am ehesten einem außerirdischen Flugobjekt ähneln jedoch die nach dem Hubschrauberprinzip senkrecht startenden und landenden Drohnen, welche erst in letzter Zeit entwickelt wurden.
Die bereits erwähnte Firma Canadair bietet mit der CL-227 Sentinel einen Aufklärer an, dessen beide gegenläufige Rotoren an einem keulenförmigen Rumpf montiert sind, welcher an seinem unteren Ende das Triebwerk, am oberen hingegen Sensoren und Navigationselektronik enthält.
Von der Hubschrauberfima Bell wird ein Aufklärer gebaut, der wie ein kleines Flugzeug wirkt. Jedoch sind bei "Eagle Eye" die Propeller an den äußeren Flügelenden montiert und können senkrecht nach oben geschwenkt werden. So vereint diese Drohne die Vorteile eines Hubschraubers (senkrechter Start und ebensolche Landung) mit denen eines Turbo-Prop-Flugzeuges (schneller Flug). Darüberhinaus ist sie dank dieser Konstruktion zu fast unglaublich anmutenden Flugmanövern in der Lage.
Der klassischen "Untertassenform" eines UFOs am nächsten kommt die neueste Konstruktion der Firma Sikorsky. Die "Sikorsky Cypher" ist ein Diskus, in dessen Inneren zwei gegenläufige Rotoren für den notwendigen Auftrieb sorgen. Der Vorteil dieser Konstruktion besteht darin, daß sich die Drohne in voller Deckung auch zwischen eng stehenden Bäumen und Büschen bewegen kann, ohne Gefahr zu laufen, daß die Rotoren beschädigt werden.
Die Triebwerke aller beschriebenen Flugroboter sind mit einer speziellen Geräuschdämmung versehen, so daß dadurch ein nahezu lautloser Flug ermöglicht wird.
Im Zusammenhang mit dem Kornkreisphänomen wurden vor allem aus Südengland immer wieder Sichtungen von kleineren diskusförmigen Flugobjekten gemeldet. Eine Identifizierung dieser Flugkörper erfolgte bislang nicht. Jedoch tauchten immer wieder Spekulationen auf, daß es sich bei diesen Sichtungen um UFOs - natürlich außerirdischen Ursprungs - gehandelt haben könnte. Gegen diese Vermutung spricht m. E. schon die nur sehr geringe Größe der beobachteten Objekte (Durchmesser ca. 0,5 m bis 2 m). In eben dieser Größenordnung bewegen sich jedoch Flugroboter vom Typ der Sikorsky Cypher und verwandter Konstruktionen. Da die Kornkreise auch das rege Interesse des britischen Militärs erweckten, läßt sich unter Berücksichtigung der Form und des Flugverhaltens der im Gebiet des Kornkreisphänomens beobachteten Flugobjekte berechtigterweise schlußfolgern, daß es sich bei diesen Geräten um Flugroboter gehandelt haben könnte, die von den britischen Streitkräften zur Beobachtung und möglicherweise auch Erforschung des Kornkreisphänomens eingesetzt worden sind. Die Entwicklung und Erprobung weiterer unbemannter Aufklärer ist bereits im Gange: "Tier-3" soll in den nächsten Jahren die Vorgängermodelle ablösen und für den CIA und das Pentagon Geheimmissionen über Krisen- und Kriegsgebieten in aller Welt fliegen. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Die deutsche Firma Grob und ihr US-Partner, die Elektronikfirma E-System, arbeiten an einer Drohne, welche die Leistungen der "Tier"-Geräte noch übertreffen soll.
Bei aller sicherheitstechnischen und militärischen Notwendigkeit solcher Entwicklungen sollten jedoch die durchaus bestehenden Risiken des Mißbrauchs dieser Technik nicht außer acht gelassen werden. Die Flugroboter sind grundsätzlich nicht nur für militärische Einsätze geeignet, sondern können auch zur Überwachung der Zivilbevölkerung durchaus genutzt werden. Diese mögliche Vision ist ein Horrorszenario, das an Orson Welles "1984" gemahnt: totale Kontrolle, immer und überall!
Sollten Sie also demnächst ein fliegendes Objekt sichten, das Sie nicht identifizieren können - es muß nicht der Controllator von den Plejaden (oder aus welchem Winkel des Universums auch immer) sein - möglicherweise wohnen Sie nur der Erprobung des neuesten Flugroboters bei. Darum: Smile - you're on radar!
Quellen: