Das Interview führte Peter Kleinferchner
Unser Redaktionsmitglied Peter Kleinferchner führte
mit dem UFO-Forscher und Buchautor Werner Walter
ein Gespräch über UFOs, Kornkreise und die Szene im Allgemeinen.
Anlaß dazu gab Werner Walters Neuerscheinung "UFOs-Die Wahrheit",
die im HEEL Verlag erschienen ist.
PK: Herr Walter, bitte machen Sie unseren Lesern vorweg einige
Angaben zu Ihrer Person.
WW: Ich bin 39 Jahre alt, von Beruf Einzelhandelskaufmann und hier in Mannheim tätig.
PK: Seit wann beschäftigen Sie sich mit der UFO-Thematik?
WW: Seit 1973.
PK: Wie und warum sind Sie auf diese Thematik gestoßen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
WW: Tja, wie die Jungfrau zum Kind. Ich spielte mit einem Klassenkameraden hier vor der Siedlung Tischtennis. Es war am 5. Sept. 1973 so gegen 21:00 Uhr, es war schon nach der Dämmerung, der Ball flog ins Aus, und ich lief hinterher. Während ich den Ball aufhob, schaute ich zum Himmel und sah dort eine dunkelrote, trapezförmige Figur/Gestalt, die sich horizontal, ca. 30 Grad vom Boden, über den Viernheimer Panzerwald hinwegbewegte. Ich machte meinen Freund darauf aufmerksam, der es ebenfalls sofort erblickte, und auf einmal, so als ob man das Licht ausschalten würde, war es weg. Es war kein Verglühen, sondern einfach ein Abschalten. Wir wohnen hier in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens, hier in der Nähe ist der größte amerikanische Stützpunkt für Hubschrauberwartung, doch unsere Sichtung hatte nichts mit diesen Dingen gemeinsam. Zudem besuchten wir beide einen Astronomiekurs an unserer Schule, was es uns ermöglichte, das Gesehene doch klar von den üblichen Himmelserscheinungen abzugrenzen. Dieses besagte Erlebnis ließ uns dann in Buchhandlungen gehen und Literatur zu UFOs besorgen. Es gab noch nicht viel, Däniken, der 68/69 zur Mondlandung erschienen war, um uns tiefer in die Thematik einzuarbeiten. Das war's soweit. Wenn es dieses Erlebnis nicht gegeben hätte, würde ich mich mit diesem Gebiet heute gar nicht befassen.
PK: Wie ging es dann weiter?
WW: Naja, wir hatten dann irgendwann einmal ein Klassentreffen. und bei fortgeschrittener Stunde kamen wir auch auf unsere Sichtung zu sprechen. Die Freunde aus der Astronomie-AG hatten schon verschiedene Dinge in der Zeitung gelesen, wir sprachen darüber, und es kam sowas wie Begeisterung auf. Wir fingen dann an, die Zeitungsarchive zu durchforsten, und es wurde mehr und mehr Material angesammelt. Wie der Zufall es so will, las ich dann im Hohlspiegel, die Satire-Seite des Spiegels, einen Zeitungsausschnitt einer Wiesbadener UFO-Gruppe, der Deutschen UFO/IFO Studiengesellschaft DUIST, die heute noch die UFO-Nachrichten herausgeben. Mit denen setzten wir uns in Verbindung, wurden Mitglied und wurden deren Anlaufstelle hier in Mannheim. Wir nannten uns damals "Private UFO Forschungs-Gruppe Mannheim" und konsumierten alles, was der Wiesbadener Verlag anbot. Im Laufe der Zeit merkten wir dann, daß die Publikationen alle einen "Touch" in Richtung "die guten Brüder und Schwestern aus dem Weltenraum" hatten und diese da seien, um die Menschheit vor dem bevorstehenden Atomkrieg zu bewahren. Sie glaubten an Kontaktler wie Georg Adamsky und Howard Mancher, die damals aus Amerika gekommen waren und verkündeten, sie seien die Überbringer der Heilsbotschaft der Sternenbrüder. Wir haben später auch festgestellt, daß die Verantwortlichen in der UFO-Gruppe, das Ehepaar Veidt, einen schweren Schlag in Richtung Esoterik hatten. Frau Veidt selbst war in Berlin Schreibmedium gewesen, nach dem Motto: "sitzt da und schreibt dann mal einen hin", und zwar die geistigen Durchgaben der anderen Welt. Das haben wir dann so einige Zeit mitgemacht, bis es uns gereicht hat. Die Geschichten sind immer verrückter geworden, so "auf unserem Mond, auf dessen Rückseite sähe es aus wie bei uns im Schwarzwald, die glücklichen Kühe weiden auf saftigen Wiesen, und auf der Venus sieht es ähnlich aus, die Außerirdischen hätten dort Bahnensysteme, Zuglinien mit Plüschsofas drin". Das war einfach zuviel, wir fragten bei den Verantwortlichen nach, was das alles solle. Diese gaben uns dann zur Antwort, daß das Militär und die Regierungen die Wahrheit verheimlichen würden, und da wir das so nicht akzeptieren konnten und wollten, schmissen sie uns kurzerhand einfach aus dem Verein hinaus. Wir gingen dann noch regelmäßig zu den Treffen und traten dort als kritische Frager auf. In den UFO-Nachrichten stand damals ein Bericht über eine Sichtung in Ansbach bei Nürnberg, das war 1973, und wir fuhren selbst hin, um vor Ort zu ermitteln. Die ganze UFO-Sichtung stellte sich als roter Partyballon heraus, worauf wir bei einem Vereinstreffen forderten, daß der erschienene Artikel korrigiert werden müsse, da er falsch war. Es erschien natürlich keine Richtigstellung, uns wurde aber bewußt, mit welchen Methoden die Meinung von Gläubigen manipuliert wurde.
PK: Wer hat die CENAP ins Leben gerufen und für was steht dieses Akronym?
WW: Die Gründer, das sind der Hans-Jürgen Köhler, ich und der Schulkamerad. der auch das UFO beim Tischtennisspielen gesehen hat, der ist jedoch mittlerweile zu den Zeugen Johovas abgedreht. Weiter haben wir viele freie Mitarbeiter, die uns Informationen zutragen und bei Untersuchungen helfen. CENAP stand ursprünglich für "Centrales Erforschungs-Netz Außergewöhnlicher Phänomene", jedoch beinhaltete dies so viele Aspekte, daß es einfach nicht zu schaffen war, alle diese Felder zu bearbeiten, und so änderten wir den Namen in "Centrales Forschungs-Netz Außergewöhnlicher Himmelsphänomene".
PK: Wieviele Mitglieder hat die CENAP, und wie arbeitet sie? Was beinhaltet sie?
WW: Wir sind kein eingetragener Verein, da es zu viel administrativen Kram für Vereine gibt, die das Ganze sehr schwerfällig machen würden, und das wollten wir auf keinen Fall, da das die eigentliche Arbeit nur zu stark behindern würde.
PK: In der UFO-Szene haben Sie einen sehr umstrittenen Ruf. Was waren die Ursachen dafür, daß dieser sich so entwickeln konnte?
WW: Umstritten stimmt nicht ganz, wir werden verteufelt und geächtet und das kam ganz plötzlich. Die DUIST (Herausgeber der UFO-Nachrichten) hatte damals ca. 10000 Mitglieder und war damit eine riesige Vereinigung. In Amerika gab es nur Vergleichbares wie die APRO oder NICAP, aber sonst war die DUIST in Deutschland jedenfalls die größte Organisation. Die DUIST betrachtete uns als Nestbeschmutzer und da jeder, der UFO-lnfos haben wollte, automatisch Mitglied bei der DUIST werden mußte, glaubten natürlich alle das, was in den UFO-Nachrichten geschrieben wurde. Wie das bei solchen Meinungsmultiplikatoren eben so ist, die Mehrheit hat recht und der glaubt man, egal ob's stimmt oder nicht. Unsere Nachforschungen zeigten uns, daß viele der sogenannten Basisfälle nicht unbedingt das sind, was sie zu sein scheinen. Diese Erkenntnisse eben, die den Grundglauben der UFO-Anhängerschaft angreifen, sozusagen ihr Allerheiligstes, ihre Glaubensstütze in Frage stellt, wer diese Erkenntnisse publiziert, dem ergeht es, wie es uns ergangen ist. Es ist wie in der Kirche: Wenn man denen ein biblisches Wunder wegnehmen will, das wird dann bekämpft, da darf man nicht drüber reden, das sind unantastbare Tabus.
PK: Ihre kritische Haltung zu UFO-Sichtungen ist bekannt. Halten Sie alle Sichtungen grundsätzlich für erklärbar, das heißt im engeren Sinne durch bekannte Phänomene beschreibbar, oder gibt es einen Restanteil an Sichtungen, die mit herkömmlichen Erklärungsmustern nicht zu fassen sind?
WW: Das ist die schwierigste, aber auch die einfachste Frage von allen. Zunächst einmal ist die Frage falsch. UFO steht für unidentifiziertes Flugobjekt, eine Erscheinung im Luftraum, die sich die Beobachter nicht erklären können. Solche Beobachtungen gibt es immer wieder. Momentan mehr denn je. Die Frage ist natürlich, ob jene, die das Phänomen untersuchen, ein entsprechendes umfassendes Wissen haben über alljene Stimuli im Luftraum, die für UFO-Phänomene sorgen können. Das ist das Kernproblem. Denn die Bewertung letztendlich, was ein UFO oder ein IFO (Identifiziertes Flugobjekt) ist, nehmen wir UFO-Forscher wahr, nimmt nicht die Öffentlichkeit wahr. Wir sagen, das war ein echtes, authentisches Objekt oder es war eine Fehldeutung. Haben wir aber als UFO-Forscher nicht das entsprechende Wissen, dann laufen wir natürlich schnell Gefahr, hier ein banales Objekt als UFO auszugeben, und das ist das Kernproblem. Es gibt hier in Deutschland eine Vereinigung, ohne eine Gruppe nennen zu wollen, die gerne den "großen Wissenschaftler" heraushängen läßt, aber uns, der CENAP, gegenüber schon erklärt hat, daß sie sich für IFOs nicht interessiert. Wer das IFO-Spektrum nicht kennt, hat in meinen Augen nicht das Recht, an die Öffentlichkeit zu treten und zu sagen, wir untersuchen das UFO-Phänomen. Fortlaufend, und das findet bei dieser Gruppe heute auch noch statt, fallen die über ihre eigenen Füße des Nichtwissens.
PK: Wie ist der Name der Gruppe, von der Sie sprechen?
WW: MUFON-CES, ganz klar.
PK: Halten Sie es für möglich, daß die Erde derzeit und/oder auch schon früher von Außerirdischen besucht wird und/oder wurde?
WW: Also die Berichte, die die Präastronautik zustande bringt, sind für einen Beweis, daß uns außerirdische Lebensformen in der Vorzeit besucht haben, für mich, nicht überzeugend. Für die UFO-Ära, das heißt die letzten 50 Jahre, konnte ich auch noch keinen Beweis dafür finden, daß es Objekte gibt, die nicht von dieser Welt sind. Was in der Zukunft sein wird, weiß ich natürlich nicht, ich bin ja kein Prophet oder Kaffeesatzleser, das kann ich nicht sagen. Aber ich muß dazu eins sagen: Aufgrund meiner Erfahrungen, daß schon die tollsten Vorfälle quasi wie Seifenblasen in der Luft zerplatzt sind, sollte man sich grundsätzlich Gedanken darüber machen, ob es sinnvoll ist, überhaupt noch eine Erwartung in diese Richtung zu hegen. Ich selbst habe da keinerlei Erwartungen mehr.
PK: Geben Sie bitte zu den folgenden Namen, die ich Ihnen nun nennen werde, eine kurze Stellungnahme ab.
Richard C. Hoagland
WW: Er wurde gerade von der NASA aus dem Pressezentrum verbannt. Er wollte den Pfadfinderstaat für sich ausnutzen und eine große Medienkampagne daraus machen, nach dem Motto: "Das große Marsgeheimnis, Marsgesicht". Und ich sage mir, das sagt schon viel aus, wenn er offiziell des Raumes verwiesen wird, ja?
PK: John E. Mack
WW: Mack sollte sich mal lieber um das Phänomen "UFO" als solches kümmern, bevor er sich auf einen solch bizarren Zweig des UFO-Phänomens einläßt. Das ist der große Fehler, denn er sagt, das UFO-Phänomen als solches interessiere ihn nicht, das einzige was ihn interessiere seien die Entführungen. Das ist sein Fehler, da das wachsende Verständnis für das UFO-Phänomen natürlich fehlt.
PK: Illobrand v. Ludwiger
WW:Er versucht sein Bestes. Er hat sicherlich eine wunderbare Idee. Er ist auch einer der am meisten ernstzunehrnenden UFO-Forscher, die es in Deutschland gibt, aber seine eigene Arroganz anderen gegenüber, die in gesellschaftlicher Position unter ihm stehen, Iäßt ihn immer wieder straucheln.
PK: Michael Hesemann
WW: Schwätzer!
PK: Erich v. Däniken
WW: Der hat sein Geld gemacht und sein Hobby zu seinem Beruf.
PK: Hans Herbert Beier
WW: Sagt mir jetzt nicht so viel, da ich mit der im Zuge der Jahre gewachsenen Kornkreisproblematik hier in Deutschland wenig Kontakt hatte.
PK: Raymond Fowler
WW:Das ist ein Mann, der sich in den letzten Jahren verändert hat. Er hat früher sehr gute Arbeit geleistet, noch zu NICAP-Zeiten. Er war ein Vorbild für mich, in den Anfängen, aber mittlerweile ist er hoffnungslos, wie John E. Mack und Jakobs, in eine Idee verrannt, die meiner Meinung nach zu nichts führen wird.
PK: Colin Andrews
WW: Er ist ja eigentlich mit einer jener faszinierenden Gestalten in der Szene, die dafür sorgten, daß das Kornkreisphänomen aus England heraus in alle Teile der Welt exportiert worden ist. Genauso, wie die Amerikaner das UFO-Phänomen in die ganze Welt gebracht haben, hat Andrews die Kreise verteilt. Ich bin jedoch inzwischen der festen Meinung, da er auf das UFO-Thema einschwenkt, der hat seinen Glauben an die Kornkreise auch verloren und geht in einer neuen Glaubensrichtung einkaufen. Typen, so sage ich mal, die in diesem Geschäft ihr Mäntelchen nach dem Wind richten, gibt es wirklich genug.
PK: J. Koch + H.-J. Kyborg
WW: Die beiden sind auch ehemalige MUFON-CES-Leute gewesen, aber dort auch nicht gut angesehen. Sie haben sich mit den Kornkreisen und dem Orion auch in irgendeiner wirren Idee verrannt. Das Verrückte an der Thematik ist, daß jeder, der so spezielle Theorien und Hypothesen entwickelt, für sich immer einen roten Faden findet und hat, mit dem er vieles erklären kann. Aber die Reflektion nach außen hin, mit anderen, die ebenfalls informiert sind, fehlt und wird auch meistens nicht gesucht. Das ist seltsam, und das betrifft die ganze Szene.
PK: Jürgen Krönig
WW: Jürgen Krönig ist ein gutes Beispiel für einen bodenständigen Journalisten, der sich zunächst auch von einer Idee begeistern und fangen ließ, dann aber im Zuge der Jahre der Entwicklung des Kornkreisphänomens und den Machenschaften in der Szene gesagt hat: Halt mal, da war ich zu enthusiastisch. Solche Leute, die sich begeistern können, aber trotzdem noch über sich selbst reflektieren können und einen Abstand zu den ersten phantastischen Ideen finden, die finde ich OK, und sie sollten ein Beispiel für viele andere sein.
PK: Gibt es Ihrer Meinung nach eine Beziehung zwischen den Kornkreisen und den UFOs?
WW: Am Phänomen selbst nicht, weder auf dem Acker noch im Himmel. Es gibt aber einen gemeinsamen sozialen Aspekt, daß nämlich über die Kornkreisschiene viele junge, neue Leute zu den UFOs gekommen sind.
PK: Kennen Sie den Film von Steven Alexander?
WW: Kenne ich, ja. Alles stimmt in dem Film, nur die Erklärung ist falsch. Ich denke, es war ein silberner Kinderballon, der von der Thermik durch die Felder getragen wurde, was im Sommer durchaus möglich ist. Solche silbernen Ballons gibt es in der Schweiz in Bern zu kaufen.
PK: Was ist Ihrer Meinung nach die Ursache dafür, daß jedes Jahr neue Kornkreise entstehen?
WW: Das wird so weiter gehen. So wie es jedes Jahr neue Graffities an den Häusern gibt, so wird es auch neue Kreise geben. Die Künstler, die die Kreise ins Feld setzen, sind natürlich von Jahr zu Jahr immer wieder herausgefordert, neue und spektakulärere Muster zu machen. Das ist ja auch eine gesunde Entwicklung. Jedes Jahr gibt es den Kick, bessere und aufwendigere Piktogramme zu kreieren und auf den Acker zu trampeln. Parallel dazu wird aber das öffentliche Interesse immer mehr sinken, bis die Szene nur noch für sich produziert, ohne Wirkung nach außen. Die Kreismacher, Landart-Künstler, wie ich sie nenne, werden auch ohne Publicity ihre Werke in das Korn trampeln, genau wie bei den Graffities.
PK: Wie sieht die Beziehung zwischen Esoterik und Kornkreisen aus?
WW: Esoterik ist eine Religion, die nach innen gerichtet ist. Sie kann aber ohne physikalische Wunder nicht leben. Durch die Symbolkraft der Kreise sind diese Leute natürlich zuerst angesprochen gewesen. Damit sind sie eingefangen worden. Wobei ich denke, die Kornkreismacher selbst hatten das nie vor, als sie anfingen, ihre Muster ins Korn zu machen. Das Wunder, das physikalische Realität geworden ist, dient nun dazu, seine Wünsche hineinzuprojezieren, und daß dabei auch Placeboeffekte vorkommen und die Leute sich plötzlich gut fühlen, ist klar, hat jedoch nichts mit den Kreisen zu tun.
PK: Ich möchte noch mal zurück zur "Mars-Connection", wie R.C. Hoagland die Beziehung bezeichnet. Ist das Scheitern der letzten Marsexpeditionen ein Zufall oder mehr?
WW: Ja, was sonst? Technische Pannen gibt es immer wieder. Wäre die Sonde zur Venus geschickt worden, so hätte das keinen Menschen interessiert. Nur weil der Mars emotional so eigentümlich besetzt ist, glauben alle schon wieder an die Verschwörungstheorie.
PK: Wenn auf dem Mars oder auf der Erde irgendwann einmal Artefakte gefunden werden, sollten diese der Öffentlichkeit bekannt und zugänglich gemacht werden?
WW: Ja, würde man auch tun. So ein Ding würde nicht von Spezialisten gefunden werden, sondern von "Hans Müller aus Hinterweiler", und der wird sich die Sache nicht aus der Hand nehmen lassen, sondern gewaltig die Glocke Iäuten. Bestes Beispiel ist, wenn ein Meteor herunterkommt und die Forschung hätte Ihn gerne zu Untersuchungszwecken, dann ist das immer ein riesiges Problem, bis das Ding aus einer anderen Welt herausgegeben wird. Bei einem UFO-Fund könnte man die Leute mit 1000 Schwüren versuchen zu binden, jedoch würde sicher etwas durchsickern und jemand ginge zur New York Times oder der Washington Post, und morgen wüßten es alle und dann der Rest der Welt.
PK: Sollte es eine offizielle UFO-Forschung in Deutschland oder auf der Welt geben? Wie sollte diese aussehen?
WW: Gut wäre das natürlich, aber ich sehe da in Zeiten leerer Kassen keine Möglichkeiten. Diese Forderung aufstellen würde ich also nicht, jedoch würde ich es begrüßen, wenn beispielsweise eine solche Forschung am Max-Planck-Institut eingerichtet werden würde.
PK: Wie bewerten Sie die Berichterstattung über die "Phantastischen Phänomene" in den Medien?
WW: Klipp und klar gesagt, ist das alles Bildzeitungsniveau. Der einzelne Interessierte, der sich mit den Phänomenen auseinandersetzt, bewertet den Stellenwert, den diese Dinge bei den Print- oder elektronischen Medien einnehmen, viel zu hoch. UFO-Stories fallen nur unter Buntes und Vermischtes. Die Medien haben ein anderes Verständnis darüber als wir.
PK: Wenn Sie der Programmdirektor von PR0 7 wären, wie sähe Ihr "Phantastische Phänomene"-Programm aus?
WW: Das ist interessant, diese Frage hat mir noch nie jemand gestellt, da muß ich noch überlegen. Der Verantwortliche muß in der Privatwirtschaft Gewinne einfahren. Er muß auf der anderen Seite jedoch auch der Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich sein. Beide Aspekte müssen in einem gesunden Gleichgewicht stehen. Bis jetzt sehe ich das nicht. Weder bei den kommerziellen Fernsehanbietern und auch immer weniger bei den Öffentlichen, die sich immer mehr an das Konzept der Privaten angleichen, dem Konzept des Infotainment.
PK: Welche Literatur empfehlen Sie dem Szenenneuling und warum gerade diese?
WW: Der Neuling rennt doch zuerst in den Buchshop, und da wird er Literatur finden, die von UFO-Gläubigen blindlings geschrieben worden ist, egal welcher Name es da zunächst ist. Man verliert den Boden unter den Füßen und bekommt ein völlig falsches Bild, das übrigens seit 50 Jahren so besteht. Er sollte als Einstieg mein Buch lesen, aber nicht dabei verweilen, sondern auf dem englischen Markt sich ein Buch von Allen Hendry besorgen. The UFO Handbook gibt es nicht in deutsch, und es ist schon 1981 erschienen. Von der heutigen greifbaren Literatur kann ich mit ruhigem Gewissen einem Neuling keines ans Herz legen, obwohl es sie massig gibt.
PK: Geben Sie noch einen Ausblick auf den kommenden Verlauf in der Szene. Mit welchen Überraschungen haben wir noch zu rechnen?
WW: Die zukünftige Entwicklung wird genauso verlaufen wie die vergangene, nur die Bilder und die Typen, die sie liefern, werden andere sein. Die Phänomene werden sich immer an die Zeit anpassen, und so wird es immer weiter gehen. Momentan befinden wir uns vor dem Jahr 2000, es ist ein Peak in der UFO-Szene, wenn dann nichts passiert, wird es ruhig werden, aber die Gerüchteküche wird sich erholen und später weiter brodeln. Die Marssonden werden Enttäuschungen bringen, und wenn dann das Marsgesicht nicht mehr da ist, weil es ein einmaliges Lichtspiel war, dann wird es ruhig werden, und die Jungs in England werden ganz schön Muster ins Korn trampeln müssen, um überhaupt noch jemanden hinter dem Ofen hervorlocken zu können.
PK: Noch ein paar Fragen zu Ihrem kürzlich erschienenen Buch. Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?
WW: Aus Frust heraus.
1994 gab es in der ARD eine Sendung zur besten Sendezeit über UFOs, und da war so ziemlich alles falsch, was falsch sein konnte. Der Autor Heinz Rhode hatte 3 Tage vor der Sendung uns von der C.E.N.A.P. angerufen und gemeint, daß er erst kürzlich etwas von der C.E.N.A.P. gehört habe und es ihm leid täte, daß er uns nicht mehr in die Sendung mit aufnehmen könne. Der NDR ist der zweitgrößte Sender in Deutschland, und der soll es nicht geschafft haben, innerhalb von 13 Monaten über unseren Namen zu stolpern, wo doch jede kleine Redaktion nur in ihrem Zeitungsarchiv nachschauen muß, um uns zu finden? Das konnte nicht sein.
PK: Gibt es schon Resonanzen auf "UFOs-Die Wahrheit"?
WW: Ich habe in meinem Buch meine Adresse angegeben. Die Leute, die damit durch sind und mir geschrieben haben, haben sich alle durchweg positiv geäußert. Die Leser kommen aus allen Schichten der Bevölkerung. Die am häufigsten gemachte Äußerung war: "Das war mal notwendig". Die Leser kennen natürlich ihre "Pappenheimer" und haben ihre Schränke auch voll mit deren Büchern, aber es gab bisher nichts anderes.
PK: In der Anzeige, die im Magazin 2000 erschienen ist, wurde Ihr Name wegretuschiert. Wie ist das zu verstehen?
WW: Ist natürlich klar! In einem Organ wie dem Magazin 2000, wo ich immer wieder als militanter UFO-Skeptiker bezeichnet werde, wäre es natürlich die denkbar schlechteste Werbung für mein Buch, wenn mein Name im Cover stünde. Der Verlag hat ihn dann entfernt, damit auch jene die Chance haben, das Buch zu lesen, die sonst zurückgeschreckt wären. Abgesehen davon hätte die Redaktion des Magazins es niemals zugelassen, daß die Anzeige bei ihnen erscheint.
PK: Zum Schluß noch eine Frage. Ihre Sichtung von 1973, bewertet mit Ihrem Wissen von heute. Welche Erklärung haben Sie inzwischen dafür?
WW: Wie es der Zufall so will, komme ich dann, Jahre später aus beruflichen Gründen, auf die Funkausstellung in Berlin. Dort wurden zum erstenmal kommerzielle Laserprojektionen vorgestellt, und dort sah ich auch dasselbe Trapez, wie ich es vor Jahren in Mannheim am Himmel gesehen hatte. Es war nicht grün oder weiß, sondern genauso dunkelrot, weinrot wie damals, alles stimmte.
PK: Vielen Dank für dieses Gespräch.